Der Anstaltsbeirat der JVA Waldheim ist Mittler zwischen Gefangenen und JVA-Leitung. Die erfährt aber nicht alles.
Waldheim. Zu DDR-Zeiten war die Justizvollzugsanstalt (JVA) Waldheim eine Blackbox – ein Besuch unmöglich. Das änderte sich mit der Wende.
1989 schaute der damalige Pfarrer Ulrich Schleinitz als Erster hinter die Mauern. Seitdem gibt es auch einen Anstaltsbeirat, als Mittler zwischen Gefangenen und Anstaltsleitung. Über die Arbeit des Anstaltsbeirates sprach Sächsische.de mit dem Vorsitzenden Steffen Blech.
Herr Blech, wer kann Mitglied des Anstaltsbeirates werden?
Die Legislaturperiode des Beirates ist an die des Sächsischen Landtages angebunden. Der Beirat besteht neben dem Vorsitzenden und Stellvertreter aus fünf Mitgliedern. Die Personen werden von freien Wohlfahrtsverbänden, aber auch vom Bürgermeister und Landrat vorgeschlagen und müssen vom Justizministerium bestätigt werden.
Zum Beirat gehören immer zwei Mitglieder der stärksten Fraktionen des Landtages. Derzeit sind das Susan Leithoff (CDU) und Lars Kuppi (AfD). Mein Stellvertreter ist Manfred Graetz. Außerdem sind Karin Ilgert (frühere Mitarbeiterin des Landratsamtes), Frank Czerner (Hochschule Mittweida) und Torsten Christel (IHK) Mitglieder. Alle arbeiten ehrenamtlich.
Womit beschäftigt sich der Anstaltsbeirat?
Wir treffen uns mindestens viermal im Jahr in der JVA. Es ist von Vorteil, dass ich vor Ort bin, wenn einmal schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen. An den Treffen des Beirates nehmen der Anstaltsleiter und je nach Thema auch Bedienstete teil. Der Anstaltsleiter informiert den Beirat über die Situation in der JVA.
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Dabei geht es zum Beispiel um die Unterbringung der Gefangenen, die Verpflegung, die ärztliche Betreuung, die berufliche Bildung und die Wiedereingliederung, aber auch Bauvorhaben. Der Beirat hat außerdem die Möglichkeit, die JVA zu besichtigen.
Die Gefangenen kennen die Namen der Beiratsmitglieder und können sich mit Wünschen, Anregungen und Beanstandungen an uns wenden. Darüber wird dann während der Beratungen gesprochen.
Mit welchen Problemen wenden sich die Gefangenen denn an den Beirat?
Die Anliegen der Gefangenen sind vielfältig. Sie betreffen das gesamte Leben in der JVA und reichen von zu wenig Aufenthalt im Freien bis zum kalkhaltigen Wasser.
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Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Verpflegung. Das ist wie bei der Schulspeisung. Dem einen schmeckt das Essen, dem anderen nicht. Wir haben das mehrfach kontrolliert und auch selbst mitgegessen, zum Beispiel Bohneneintopf. Für uns wurde nicht extra gekocht. Und es hat geschmeckt.
Wie kann der Beirat bei der Lösung der Probleme der Gefangenen helfen?
Wir gehen da völlig unvoreingenommen heran und fragen auch nicht nach der Straftat, die derjenige begangen hat. Wir versuchen, uns ein Bild von dem Beschwerdepunkt zu machen, uns ein Urteil zu bilden und gemeinsam mit der Anstaltsleitung eine Lösung zu finden.
Haben Sie auch persönlichen Kontakt zu den Gefangenen?
Ja, ich habe auch schon in den Hafträumen Gespräche mit Gefangenen geführt. Da hört und schreibt niemand mit. Die Räume und der Schriftwechsel werden nicht überwacht. Bei ausländischen Gefangenen – der Anteil ist in etwa genau so hoch, wie außerhalb der JVA – werden wir von Dolmetschern unterstützt. Die sind nicht immer vor Ort, können aber per Videochat zugeschaltet werden.
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Der Beirat unterliegt nicht der Weisung der Anstaltsleitung. Und jedes Beiratsmitglied ist zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet, auch nach dem Ausscheiden aus dem Beirat.
Gibt es auch spezielle Unterstützungsangebote für die Gefangenen?
Jeder Gefangene hat das Recht, wieder auf die Freiheit vorbereitet zu werden. Ganz wichtig sind dabei die Berufsausbildung und die Arbeit. Das ist in der Waldheimer JVA in den Bereichen Metall, Holz, Gärtnerei und Landschaftsbau möglich. Zu guten Berufsabschlüssen gratuliert der Anstaltsbeirat mit einem Schreiben – zur moralischen Unterstützung.
Es gehört aber auch eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung dazu. Wir haben schon Vorträge und Kulturveranstaltungen organisiert. Die Gefangenen haben die Möglichkeit, Sport zu treiben und es gibt jedes Jahr ein Sommerfest.
Ist es auch möglich, dass „normale“ Bürger Gefangene unterstützen?
Dafür gibt es den Straffälligenhilfeverein „Wer nichts wagt…“. Er unterstützt die Gefangenen dabei, während und nach der Haft notwendige Veränderungen in ihrem Leben anzugehen. Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert, kann zu den Mitgliedern per E-Mail [email protected]jvawh.justiz.sachsen.de Kontakt aufnehmen.
- Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]
Benötigt werden auch immer Arbeitsmaterialien für die Arbeitsgemeinschaften. Es gibt zum Beispiel eine Schachgruppe, eine Tischtennisgruppe, eine Gefangenenband und eine Modellbaugruppe. Willkommen sind auch Bücher für die Bibliothek der JVA. Bevor Bücher abgegeben werden, sollten die Titel aber auf einer Liste zusammengestellt werden, damit überprüft werden kann, ob die Bücher gebraucht werden oder bereits vorhanden sind.
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