Seit knapp zwei Monaten bestehen das Importverbot der EU und ein internationaler Preisdeckel für russisches Rohöl per Schiff. Am gesamten Exportvolumen Russlands hat sich wenig geändert. Weiterhin verschifft Russland rund 3 Millionen Rohöl am Tag, und der Preis ist verhältnismässig moderat gestiegen. Am 5. Februar startet jedoch die zweite Stufe der Ölsanktionen der EU, sie könnte zu stärkeren Preissteigerungen führen.
Beim Rohöl geht das Kalkül auf
In der nächsten Woche tritt das Importembargo für Erdölprodukte wie Benzin, Diesel und Kerosin in Kraft. Wie schon beim Rohöl wird dies von einem Verbot für europäische Versicherer, Schiffseigner und andere Dienstleister begleitet, den Transport von russischem Erdöl auf der ganzen Welt zu ermöglichen – ausser der Preis für das russische Öl liegt unterhalb eines bestimmten Preisdeckels.
Die Idee dahinter ist, dass das Angebot an russischem Erdöl stabil bleiben soll, damit es nicht zu einem Anstieg der internationalen Preise kommt. Gleichzeitig soll aber Russland so geringe Einnahmen aus seinem Exportgeschäft wie möglich erzielen; deshalb der Preisdeckel. Für Rohöl geht das Kalkül vorerst auf: Die Exportmengen seien gleich geblieben, die Einnahmen für den russischen Staat hätten sich verringert, sagt Viktor Katona von der Datenanalysefirma Kpler.
Die Exporte gingen aber nicht mehr nach Europa, dem einstigen grössten Abnehmer, sondern vor allem nach China und Indien. Zudem werde das russische Rohöl verstärkt mithilfe einer «Schatten-Flotte» von Tankern transportiert, so Katona. Russisches Rohöl wird aber mit einem Abschlag zum Weltmarktpreis gehandelt.
Bei den Erdölprodukten könnte dies aber anders sein. Kpler erwartet, dass die russischen Produktionsmengen von derzeit 10,9 Millionen Fass pro Tag auf gut 10,4 Millionen Fass zurückgehen werden, vor allem weil die russischen Raffinerien weniger Rohöl benötigen werden. Besonders am Dieselmarkt könnte sich dies auch auf die Preise an den europäischen Tankstellen niederschlagen.
Neue Kunden für russischen Treibstoff
Das weltweite Angebot an Diesel ist derzeit knapp. Die Öffnung Chinas nach der Abschaffung von Corona-Massnahmen dürfte die Wirtschaft ankurbeln und die chinesische Nachfrage nach Erdölprodukten anziehen lassen – was steigende Preise zur Folge hätte. Die Verwerfungen am Erdölmarkt zeigen sich auch in den weltweit gestiegenen Margen für Raffinerien, was auf Engpässe bei der Kapazität hindeutet.
In Europa nimmt Diesel im Vergleich mit anderen Weltgegenden einen grossen Teil im Mix der Treibstoffe für sich in Anspruch. Und Russland war jahrzehntelang der Hauptlieferant für Europa. Die russischen Raffinerien sind auch im Hinblick auf eine geringere europäische Dieselproduktion modernisiert worden. Im vergangenen Jahr gingen rund 40 Prozent der Exporte von Erdölprodukten nach Europa.
Das EU-Importverbot zwingt die russischen Raffinerien dazu, neue Kunden in Lateinamerika oder Westafrika zu finden. Analytiker des Beratungshauses Energy Aspects gehen davon aus, dass Russland nur mehr einen Drittel seines bisherigen Ausstosses an Diesel absetzen kann.
In Erwartung des Embargos sind die russischen Exporte von Diesel und Kerosin nach Europa in den vergangenen Monaten nach oben gegangen. Die Lagerhaltung könnte einen Dämpfer bei Preissteigerungen darstellen. Europa dürfte aber von grossen Raffinerien in Indien und im Nahen Osten und von verstärkten chinesischen Exporten abhängiger werden.
Auf der Suche nach alternativen Transportwegen
Russische Raffinerien könnten auch versuchen, Diesel und andere Erdölprodukte in Asien zu verkaufen. Dies müsste aber wegen der grossen Raffineriekapazitäten in Indien und China mit einem grossen Preisabschlag erfolgen. Eine Möglichkeit wäre es auch, die Treibstoffe von Indien aus weiter nach Europa zu verkaufen. Dies geschieht bereits zu einem gewissen Grad, die Mengen sind aber noch gering. Katona vermutet zudem, dass nach dem Embargo die Lieferungen aus der Türkei und Nordafrika mit umetikettiertem russischen Öl zunehmen dürften.
Wenn der russische Diesel aber keinen Abnehmer findet, heisst dies, dass Russland das Erdölangebot zurückfahren muss, was weltweit steigende Preise für Benzin und Diesel zur Folge haben könnte. Das Rohölembargo hatte bisher noch nicht zu solchen Auswirkungen geführt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Russland mehr Rohöl exportiert, das dann in Indien oder anderswo weiterverarbeitet wird. Dadurch dürfte aber auch der Preisabschlag für russisches Öl zum Weltmarktpreis noch grösser werden, weil die Absatznöte Russlands offensichtlich werden.
Westliches Dilemma
An den Märkten für Rohöl und Erdölprodukte stellt man sich auf alle Fälle auf turbulente Zeiten ein. Wie schon zuvor steckt der Westen im Dilemma: Wirkt das Embargo allzu gut, kann dies Preissteigerungen bedeuten, die wieder auf die Industrieländer zurückfallen. Andere Länder wie Indien oder die Türkei profitieren zudem von den Preisunterschieden.
Wenn der Mechanismus allzu sehr russische Exporte zulässt, wird die Wirkung auf den Preisabschlag geschwächt. Bei einer laschen Umsetzung dürfte der Diskont zum Weltmarktpreis mit der Zeit geringer werden, womit auch die Einnahmen für Russland wieder steigen würden.
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