Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Da gibt es dieses Mal zwei Kandidaten. Ich fange mal an mit Beyoncé, die seit Jahren nicht aufgetreten ist und sich jetzt ausgerechnet ein neues Luxushotel in Dubai für ihre Bühnenrückkehr ausgesucht hat.
24 Millionen Dollar soll sie für das Konzert vor Influencern und Wichtigmenschen bekommen haben, und das ist für sie anscheinend ein okayer Preis, um ihre angeblichen Werte zu verhökern: Beyoncé hatte immer wieder beteuert, die LGBTQ-Community zu unterstützten, ihr jüngstes Album „Renaissance“ widmete sie unter anderem ihrem schwulen Onkel – der in Dubai für seine Sexualität mindestens eine Haftstrafe fürchten müsste. Ich wartete die ganze Zeit auf einen unerwarteten Twist, mit dem sich dieser Auftrittsort erklären würde, aber der kam nicht.
Und wer ist der zweite Wutschürer?
Dieter Bohlen. Nicht, dass ich damit gerechnet hätte, dass er nach seiner Rückkehr in die Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ seine ständigen, unnötigen Beleidigungen bleiben lassen würde, aber als ich die Folge von vergangenem Mittwoch vorab auf der RTL-Streamingseite anschaute, war ich trotz dieser Nicht-Illusionen negativ überrascht: Die Kandidatin Jill Lange, bekannt aus diversen Trash-TV-Balzformaten, wurde von Bohlen nämlich mit der Frage behelligt „Hast du irgendwas Normales gemacht, oder hast du nur Abi und dich durchnudeln lassen?“ und anderen schmuddeligen Übergriffigkeiten mehr. Eine echte Bankrotterklärung auch für RTL: Der Sender schnitt die ärgste Stelle zwar nach öffentlichen Protesten aus der Fernsehfassung, hielt Bohlens Altmännergebölke vorher aber anscheinend für witzig und sendefähig.
Gab es zum Ausgleich auch positive Prominews, die Sie aufgeheitert haben?
Ja, und in ausgleichender Yin-Yang-Gerechtigkeit auch gleich zweifach: Ich habe mich für Paris Hilton gefreut, die mit einem Instagram-Posting überraschend verkündete, dass sie Mutter geworden sei. „Du wirst schon jetzt über alle Maßen geliebt“, schrieb sie zum Foto einer Hand, deren Daumen von winzigen Babyfingern umklammert wird. Paris und ihr Mann wurden durch Leihmutterschaft Eltern, und ich traue ihr zu, dass sie eine sehr liebevolle Mutter sein wird. Und damit vielleicht auch vieles in sich heilen kann, was in ihrer eigenen Kindheit Schmerzhaftes passierte.
Wer ist der zweite Positivpromi?
Julia Fox hat mich mit einem TikTok-Post sehr für sich eingenommen. Seit ihrer (längst wieder vergangenen) Beziehung mit Kanye West war ich mir nicht sicher, was ich von der Schauspielerin halten sollte, aber nun zeigte sie bei einer Roomtour ihr überraschend vollgerümpeltes Apartment in New York in solch entwaffnender Offenheit, dass ich sie als notorische Schlamperin sofort in mein Herz schloss. „Ich weiß, dass ich dafür mein Fett weg bekommen werde“, schrieb sie dazu. „Aber hoffentlich sieht das jemand und sagt sich: ‚Okay, vielleicht komme ich selbst im Vergleich doch ganz gut klar‘.“ Obwohl Fox’ Vermögen auf 30 Millionen Dollar geschätzt wird, lebt sie zwar in Manhattan, aber sehr viel bodenständiger, als man sich das vorstellen würde. Es gebe sogar eine Maus in ihrer Wohnung, sagt sie im Video, und die mache sich nützlich: Weil sie nachts aus ihrem Versteck käme und die Krümel wegfressen würde, die Fox’ kleiner Sohn Valentino beim Essen auf dem Boden verstreut.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Ich hoffe, dass sie ihrem Ex Florian Silbereisen gut zuspricht. Der hatte in der MDR-Abschiedsshow für ihren Schlagerkollegen Jürgen Drews Mitte Januar nämlich eine Zeile des Klaus-Lage-Hits „1000 und 1 Nacht“ abgeändert und wurde dafür vom Songschreiber, dem ehemaligen Linken-Bundestagsabgeordneten Diether Dehm angezeigt, weil dieser seinen Text „verhunzt“ sieht. Statt „Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt“ sang Silbereisen „Erinnerst du dich, wir haben zusammen gespielt“ – vermutlich, weil er diese kränkende Bezeichnung für die Angehörigen indigener Stämme nicht reproduzieren wollte. Auch wenn Dehm und sein Namensvetter Bohlen das anders sehen: Auf die Gefühle anderer zu achten, ist immer eine gute Idee.
Die Fragen stellte Christian Seidl.
Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.
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